Das erste Haus, in dem früher die Klassen untergebracht waren, hat ein Stockwerk dazu bekommen. Zwei Gästezimmer sind jetzt auf dem Dach, und dazwischen stehen die Solar Paneele, die letztes Jahr montiert wurden. Die Anlage funktioniert zufriedenstellend, und es ist einfach schön, Licht im Zimmer zu haben. Bei unserer Ankunft in der Nacht sahen wir die hell erleuchteten Fenster schon von weitem. Leider sind die neuen Batterien, die als Ersatz aus Bangalore geschickt wurden, wieder zerbrochen angekommen. SHELL INDIA, Bangalore, scheint nicht in der Lage zu sein, die leeren Behälter fachmännisch zu versenden.
Im ersten Stock sind nach wie vor Gästezimmer, das Lungnak Association Office und eine kleine Küche untergebracht. Die Lehrer sind im Erdgeschoss in die ehemaligen Klassenzimmer eingezogen. Jedes Zimmer hat einen Kocher und Solar Licht. Dies bedeutet schon mehr Unabhängigkeit zu früher, wo die Lehrer im Dorf bei Familien gewohnt haben. Alle Gebäude sind geweißelt worden. Mülleimer mit der berühmten Aufschrift: "Use me" sind angebracht worden, und die Kinder benützen sie auch.
Das Hostel wird von Grund auf renoviert. Das Dach, das sich gefährlich nach innen bog, ist durch eine solide Neukonstruktion ersetzt worden. Durch ein zusätzliches Stockwerk gibt es nun eine Menge neuer Räume: Ein größerer Speisesaal und vergrößerte Schlafräume, denn immer mehr Kinder kommen ins Internat. Eine genaue Vorstellung, wie das Haus bei der Fertigstellung aussehen wird, ist schwierig, denn einen Plan gibt es nicht.
Die Renovierung des Hostels und der Bau des Duschhauses machen den größten Anteil der Kosten aus, die für Bauarbeiten in 2002 angefallen sind. 2000 betrugen sie 410.468 Rps (8.700 € - Wechselkurs August 2002) und 2001 waren es 482.432 Rps (10.238 €). Anzumerken ist, dass es sich bei diesen Summen nur um die reinen Baukosten handelt. Das Duschhaus ist fast fertig. Es gibt Toiletten und vier Duschen für Kinder und Lehrer. Zwei grosse Tanks auf dem Dach versorgen die Duschen mit Wasser. Duschen sind ein großer Luxus. In den Wohnhäusern von Reru ist so etwas unbekannt. Unsere Bitte, die Duschen mit Kacheln zu verschönern, der Sauberkeit wegen, hat daher höchstes Erstaunen ausgelöst. Und erst recht die Bitte, auch noch Spiegel anzubringen.
Was kosten Einschulung und Unterhalt eines Kindes in der Jamyang Ling Schule? Nur für Schulbetrieb und Internat wurden im Jahr 2000 folgende Kosten verbucht: 818.195 Rps (17.365 €). Bei 110 Kindern sind dies 7.438 Rps (oder 158 €) pro Kind im Jahr, oder 13 € pro Monat. Für 2001 belaufen sich die reinen Schulkosten auf 864.421 Rps (18.346 €). Bei 127 Kindern also 6.806 Rps (145 €) pro Kind im Jahr, oder 12 € pro Monat. Wenn wir aber für 2001 die Baukosten von 482.432 Rps mitberechnen, ergibt sich eine Gesamtausgabe von 1.346.853 Rps (28.584 €) für 127 Kinder, pro Kind also 225 € im Jahr und 19 € pro Monat. Zu den Bauausgaben kommen noch die Kosten für die 15 bis 20 Bauarbeiter aus Nepal hinzu, und vor allem die sehr teuren Transportpreise, besonders für den kleinsten Teil der Strecke, die 20 km von Padum nach Raru. Ein Lkw von Manali nach Padum kostet 20.000 Rps, (450 €). Jahr für Jahr werden 10 bis 15 Transporte benötigt, also zwischen 4.500 bis 6.750 €. In Padum wird für den Transport nach Raru umgeladen. Ebenfalls nicht mitberechnet sind die Kosten für die Installation der Solaranlage (2001) und die Konstruktion des Stupas für die Schule (2000).
Der Stupa ist ein wahrer Anziehungspunkt für die Bewohner geworden, und er ist schon von weitem auszumachen. Interessanterweise haben sich die Eltern einer Nachbarschule ebenfalls einen Stupa auf dem Schulgelände gewünscht und mit dem Bau dieses Jahr angefangen.
Neben den Kosten für die Schule selbst kommen noch die Verwaltungskosten in Deutschland und die Kosten für die Betreuung durch Shambhala hinzu. Dabei entfällt auf die Zeitung der größte Posten: Die Zeitung kostete in 2000 1.871 €, und das Porto: 2.300 €, in 2001 kostete die Zeitung 2.452 € und der Versand 3.092 €.
Die reinen Verwaltungskosten (Zeitung, Werbung, Porto, Material, Werbungskosten, u.s.w.) betragen prozentual zur Summe die nach Raru überwiesen wird:
Vereinskosten in 1994 (Gründungsjahr): 33,92 %, 1995: 18,54 %, 1996: 11,67 %, 1997: 17,31 %, 1998: 9,85 %, 1999: 12,74 %, 2000: 13,05 % und 2001: 13,14 %.
Nach Raru wurden aus den Vereinseinnahmen überwiesen: 1994: 22,24 %, 1995: 54,61 %, 1996: 61,61 %, 1998: 61,27 %, 1999: 50,69 %, 2000: 86,95 %, und in 2001: 75,22 %.
Der daraus entstehende Saldo bildet unser Guthaben.
Der größte Teil der Einnahmen kommt aus einmaligen Spenden, die meistens um Weihnachten herum überwiesen werden. Zu den Einnahmen zählen auch die Mitgliedsbeiträge, die aber sehr unregelmäßig überwiesen werden.
Die veranschlagte Summe für das Sponsoring eines Kindes beträgt 20 € pro Monat. Was davon übrig bleibt kommt in die Kasse. Die 20 €, die wir schon 1994 eingeführt haben, sind gut geschätzt worden. Wenn ein Sponsor ausfällt, springt die gemeinsame Kasse ein, so dass kein Kind die Schule frühzeitig verlassen muss. Viele unserer Sponsoren spenden einfach ihren Beitrag mit dem Vermerk: „Für ein Zanskari Kind”. Von 63 Sponsoren, die regelmäßig spenden, haben nur 15 ein namentliches Patenkind. Dies unterscheidet Shambhala von anderen vergleichbaren Projekten, die grossen Wert auf den persönlichen Kontakt zwischen Sponsoren und einheimischen Familien legen. Auch wenn wir bis dato bedauern, dass doch recht wenige Sponsoren Raru besuchen, erlaubt uns diese Art der Spende eine gerechtere Verteilung des Geldes.
Erstmals seit Bestehen der Schule besuchte gezielt eine Gruppe von Freunden und Mitgliedern Jamyang Ling im August 2002.
Sehr erfreulich war zu sehen, wie die Kinder sich neben dem Lernen auch anderen Aufgaben widmen. Auf dem Schulgelände sind zwei Gärten angelegt worden. Wegen der Wasserknappheit boten sie in den ersten Jahren ein trauriges Bild. Seit einiger Zeit kümmern sich die Lehrer verstärkt um den Garten, und so hat sich das Bild seit 2001 verändert. Mit grosser Begeisterung sorgen die Kinder für „ihren” Garten. Die Kleineren sind für den Gemüsegarten verantwortlich und gießen dort jeden Tag die Pflanzen. Geschützt durch einen Zaun wächst dort inzwischen das Gemüse für die Internatsküche.
Die Älteren pflegen die heranwachsenden Bäume. Dies eine Aufforstung zu nennen, wäre zwar übertrieben, doch einige der früher so kümmerlich aussehenden Bäumchen sind größer geworden. Auch hier werden Drähte zum Schutz der Bäume hin und her geschleppt, und jeden Tag graben die Schüler und Schülerinnen an den Wasserrinnen.
Diesen Sommer fand zum erste Mal ein Treffen mehrerer Schulen in Pipiting statt. Von den acht Punkten, die zur Diskussion standen, wurden von den lokalen Komitees drei akzeptiert. Wir möchten hier besonders auf Punkt 1 eingehen. Es besteht Übereinstimmung darüber, in allen Schulen Werkstätten einzurichten. Dies soll die Schüler an verschiedene Berufe heranführen. Tatsächlich haben die Kinder wenig Vorstellungen davon, was sie alles lernen können. Der Traumberuf ist nach wie vor Arzt oder Ingenieur. Doch dies ist weit von der Realität entfernt. Es werden deshalb Werkstätten für Maler, Tischler, Schlosser eingerichtet. Dies ist vorläufig noch schwierig, da es an Strom und Gerätschaften mangelt. Insofern ist die Solaranlage kein Luxus, sondern hat in einem Schulbetrieb in solch schwierigem Gelände höchste Priorität. Sie sollte daher noch vergrößert werden.
Punkt 2 erwähnt die Ernennung eines Koordinators für die drei Projekte. Er soll die Anliegen der Schulen bei den Behörden der Hauptstadt vertreten und mögliche Zuschüsse ausfindig machen. Mit Punkt 3 wurde entschieden, dass die Schulen 2003 einige ihrer Lehrer zur Weiterbildung an das SECMOL Institut nach Leh schicken werden. Diese Schulung dauert 2 Wochen und findet im Winter statt, kurz nach Schulende.
Als Fazit können wir mit der geleisteten Arbeit sehr zufrieden sein. Das Renommee der Schule ist sehr gut. Es gibt Anmeldungen und Anfragen sogar von Leh. Das Internat ist ein beispielloser Erfolg. Auf der Schattenseite bleibt nach wie vor der Mangel an Kommunikation zwischen Raru und dem Rest der Welt.
Angesichts der Kriegsgefahr stellte sich in diesem Jahr die altbekannte Frage „warum eine Schule gerade dort und was wollt Ihr da?” besonders dringlich.
Auf der Fahrt nach Padum kommen wir über den Ort Kargil, direkt an der pakistanischen Grenze und übernachten auch dort. Um Kargil herum sind in den vergangenen Jahren immer wieder heftige Kämpfe ausgetragen worden. Der kleinste Teil der Reise entpuppt sich als der gefährlichste.
Das Kashmir Problem besteht seit vielen Jahren. Aber das Bedürfnis nach Bildung ist noch älter. Padum selbst hat einen hoch Anteil an moslemischer Bevölkerung, und die Spannung ist manchmal spürbar. Hier kann nur eine bessere Bildung dafür sorgen, dass sich die Köpfe von alten Bildern befreien. Wenn wir mit unserem Projekt etwas dazu beitragen können, wären die Risiken, die wir manchmal auf uns nehmen, schon gerechtfertig.